Konzept Hochbegabung
Die Grundschule Hahndorf/Jerstedt stellt ihren begabungsfördernden Unterricht auf folgende Säulen:
Begabungen erkennen und Fördern
Hochbegabte Schülerinnen und Schüler brauchen günstige Entwicklungsbedingungen, um ihr Begabungspotenzial entfalten zu können. Dabei ist darauf zu achten, dass der Blick nicht allein auf den kognitiven Bereich begrenzt wird. Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderer sprachlicher, mathematischer, naturwissenschaftlicher, geisteswissenschaftlicher, technischer, handwerklicher, musikalisch-künstlerischer, sportlicher sowie gesellschaftswissenschaftlicher und nicht zuletzt auch sozialer Begabung ist ebenfalls notwendig.
Bei der Förderung hochbegabter Schülerinnen und Schüler wird von integrativen und differenzierten Formen ausgegangen. Integrationskonzepte betonen das Miteinander ganz unterschiedlicher Schülerinnen und Schüler in einer Gruppe. Die Ungleichheit wird dabei nicht als Hemmnis, sondern eher als Chance für Förderung und Entwicklung von Persönlichkeit und Begabung gesehen.
Merkmale von besonderer Begabung
Hochbegabt im intellektuellen Sinne ist, wer in der Lage ist oder in die Lage versetzt werden kann, sich für ein Informationsangebot hohen Niveaus zu interessieren, ihm zu folgen, es zu verarbeiten und zu nutzen. Dabei spielen die hohe Geschwindigkeit, die große Breite, das hohe Niveau, die tiefe Verarbeitung und die effektive Anwendung der Informationen, Daten und Erfahrungen eine wesentliche Rolle. Informationen werden also nicht nur hoch effektiv, reproduktiv, sondern auch produktiv kreativ (v)erarbeitet.
Hochbegabung wird nicht nur durch die Höhe der Intelligenz bestimmt, sondern vor allem auch durch das Zusammenwirken verschiedener Bedingungen, die wesentlich dazu beitragen, ob sich Begabungspotenziale entwickeln und entfalten können. Dieses sind personale Voraussetzungen wie intellektuelle Denkfähigkeit, Fähigkeit der Stressbewältigung, Leistungsmotivation, kreatives Denken und Neugierde, Anstrengungsbereitschaft, effiziente Lernstrategien, Fähigkeit zur Selbstkontrolle und Selbstregulation einerseits und Einflüsse des Umfeldes wie Familiensituation, Freundeskreis, Situation in Kindergarten und Schule.
Hochbegabte Kinder und Jugendliche können durch Leistungsversagen und -verweigerung auffällig werden. Dieses kann auf emotionale Blockaden, auf soziale Schwierigkeiten oder auf die Erfahrung kritischer Lebensereignisse zurückgeführt werden.
Identifizieren und Beraten besonderer Begabungen
Um dem Potenzial und den Bedürfnissen besonders begabter Kinder gerecht zu werden und spätere Verhaltens- und Leistungsprobleme zu vermeiden, ist ein vielfältiges Förderangebot bereits im Elementarbereich erforderlich. Beobachtungen der Betreuungspersonen des Elementarbereichs werden mit den Lehrkräften des Primarbereichs abgestimmt. Insbesondere die Schuleingangsphase sollte für die Einleitung gezielter und kontinuierlicher Förderung genutzt werden.
Die Feststellung, ob eine kognitive Hochbegabung bei einer Schülerin oder einem Schüler vorliegt, erfolgt auf der Grundlage eines lernbegleitenden diagnostischen Prozesses. Die Lehrkräfte, die den Schüler oder die Schülerin unterrichten, erhalten durch die fortlaufende Beobachtung und Beschreibung des Lern- und Leistungsverhaltens Hinweise auf die individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen. Wenn vermutet wird, dass eine Hochbegabung besteht, erfolgen gezielte systematische Beobachtungen und Untersuchungen in Lernsituationen und auch mit informellen Tests. Qualitative Verfahren werden durch quantitative ergänzt. In der Begabungsdiagnose sind neben der kognitiven Leistungsbestimmung motivationale und emotionale Persönlichkeitsvoraussetzungen sowie wesentliche Sozialisationsfaktoren zu erfassen.
Die pädagogisch-psychologische Beratung zielt darauf ab, Hochbegabten eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen zu ermöglichen, ihnen Anregungen zur Erhaltung der Lernmotivation zu geben und ihre Selbsteinschätzung bezüglich der eigenen Stärken und Schwächen zu verbessern. Ziel ist es, das richtige Maß an kognitiver Anforderung zu finden, den Einsatz von Lern- und Arbeitstechniken zu optimieren und die altersentsprechenden Bedürfnisse des Kindes zu berücksichtigen.
Wird eine Diskrepanz zwischen Intelligenzleistung und Schulleistung festgestellt, hat das eine umfassende Aufklärung möglicher Gründe zur Folge. Eine ausführliche Persönlichkeitsdiagnostik und differenzierte Beobachtungen unter Einbeziehung der Beteiligten werden erforderlich.
Für die pädagogisch-psychologische Beratung stehen Lehrkräfte, Beratungslehrerinnen und -lehrer der Schule, Schulpsychologinnen und -psychologen, Beraterinnen und Berater sowie schulfachliche Dezernentinnen und Dezernenten der Schulbehörde u.a. zur Verfügung.
Schulische Förderplanung
Besonders begabte Schülerinnen und Schüler benötigen Anregungen im Unterricht, die ihren Lernstrategien, ihren Denkmustern und ihren Motivationslagen Rechnung tragen. Stellen Lehrkräfte bei der Ermittlung der Lernausgangslage eine besondere Leistungsfähigkeit fest, beraten sie die Beobachtungen und Ergebnisse altersangemessen mit den Betroffenen, deren Erziehungsberechtigten und im Kollegium und ziehen ggf. qualifizierte Beraterinnen und Berater hinzu.
Ein individueller Lern- und Entwicklungsplan sollte für diese Schülerinnen und Schüler möglichst unter ihrer Mitwirkung erarbeitet und vereinbart werden.
Die einzelne Schule erstellt im Rahmen ihres Förderkonzeptes, in dem Ziele, Inhalte und Organisation aller schulischen Fördermaßnahmen beschrieben sind, ein besonderes Förderangebot für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler, das Formen der (Binnen-) Differenzierung, Zusatz- und Ergänzungsangebote sowie erweiterte Stundentafeln und differenzielle schulische Curricula hinsichtlich möglicher Schulzeitverkürzung ausweist. Die Maßnahmen orientieren sich auch an schulischen Bindungen und Kooperationen.
aus: http://www.mk.niedersachsen.de unter Stichwort: „Hochbegabungsförderung als Aufgabe der Schulen“
Sachstand
In der Grundschule Hahndorf/Jerstedt wird regelmäßig ein hoher Anteil an Schülern mit besonderen Begabungen beschult, das entspricht standortspezifisch einem Gesamtanteil von bis zu 30% der Schülerschaft. Die Mehrzahl dieser Schülerinnen und Schüler nimmt am Drehtürenmodell in den Fächern Deutsch und Mathematik teil. In wenigen Ausnahmen wird auch ein Überspringen des nächsten Jahrgangs angeraten. Die Kernfächer Deutsch und Mathematik legen wir stundenplantechnisch in ein Unterrichtsband, so dass eine Durchlässigkeit nach oben und unten für alle Klassen gegeben ist. Auf diese Weise profitieren sowohl begabte als auch lernschwache Schülerinnen und Schüler (mit Diagnose LRS/Dyskalkulie) von dieser Maßnahme.
Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit diesen veränderten Unterrichtsstrukturen und es bleibt weiterhin unser Ziel, Begabungsförderung und Förderung im Allgemeinen weiter auszubauen.
Förder- und Fordermaßnahmen
Dieser gesetzlich verankerte Anspruch kann unterschiedlich verwirklicht werden:
Erweiterte Lernangebote (Enrichment)
Anregungen von Sonderleistungen und besonderen Lernleistungen
Förderung der Teilnahme an schulischen Zusatzangeboten, die besondere Anforderungen stellen
Teilnahme an qualifizierten Wettbewerben
Pull-out Programme
Verkürzung der Schulzeit (Akzeleration)
früh- und rechtzeitiges Einschulen
flexibles Einschulen im laufenden Schuljahr
Überspringen von Klassen
Teilnahme am Unterricht höherer Jahrgänge in einzelnen Fächern bzw.für begrenzte Phasen oder zur Probe
aus: http://www.mk.niedersachsen.de: Broschüre „Begabungen erkennen und fördern“ 3/2011
Wir setzen hauptsächlich auf zusätzliche Unterrichtssequenzen und differenzierte Tages- und Wochenpläne. Beim Einsatz von Lern- und Arbeitstechniken wird auf ein spezielles Training zur Nutzung des Internets geachtet. Allen Klassen stehen hierfür jeweils mindestens vier Computer auf Lerninseln im jeweiligen Klassenraum, zur Verfügung. Für die Arbeit mit den neuen Medien stehen darüber hinaus noch Panels oder Smartboards und Laptops zum flexiblen Einsatz zur Verfügung. Außerschulische Lernorte, Einbeziehung extern erworbener Fertigkeiten und Kenntnisse (z.B.: Experte für…), Experimentiermöglichkeiten (naturwissenschaftlich, sprachlich, motorisch) und Kooperationspartner runden das Angebot ab. Ergebnisse werden in unterschiedlichen Präsentationsformen (Powerpointpräsentation, Referat, Plakat) und Foren (Klasse, ausgewählte Schülergruppe, Kindergartengruppe, Eltern) nutzbar.
Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Möglichkeiten zu eröffnen, das Lernen zu lernen, dadurch Strategien zu erwerben und eigenverantwortlich weiterverfolgen zu können. Auf diese Weise soll Individualisierung von Lernen ermöglicht werden und Kindern mit besonderen Begabungen die Lernfreude und der Forscherdrang erhalten bleiben.
Erweiterung des Förder- und Forderrahmens durch Kooperationen
Eine stärkere Öffnung des Unterrichts konnte durch die verstärkte Einbeziehung vielfältiger außerschulischer Kooperatinspartner umgesetzt werden. Schülerinnen und Schülern können auf diese Weise neigungsorientierte, altersgemischte Lernangebote nutzen (Spanisch, Band, Schach, Saxonett, Gitarre, Trommeln, Tennis, Powerpoint).
Die Teilnahme an Schülerwettbewerben und Projekten ist fester Bestandteil unseres Schullebens. Die Zusammenarbeit mit dem Kindergarten Hahndorf erfolgt über verschiedene Projekte (Entdeckertage, Bücherkumpel, Theater- und Kinderoperveranstaltungen, Sportfeste, Spielpausenangebote) und Lernangebote in Hospitationen für Kinder. Wir stehen der Gemeinde St.Kilian als Partner für die Gottesdienstgestaltung rund ums Kirchenjahr zur Verfügung (Ein- und Ausschulungsgottesdienste, Reformationstag, Buß- und Bettag, Lebendiger Adventskalender,…). Umwelt- Sozial- und Kirchenprojekte, alle Formen von Wettbewerben und Turnieren gehören zu unserem festen Repertoire und werden auch speziell unter dem Blickwinkel für Kinder mit besonderen Begabungen ausgewählt.
Ein wichtiger Baustein unserer schulinternen Förderung bildet die Einbeziehung der Eltern bei Gestaltung und Durchführung von Unterricht und Projekten. Sie ergänzen schulische Angebote in Arbeitsgemeinschaften und Projekten.
Der Kontakt und die unterrichtliche Einbindung zu bestehenden außerschulischen Kooperationspartnern wie z.B.: Regionales Umweltzentrum, Vereinen mit Sport und Musikangeboten wird kontinuierlich gepflegt und weiterentwickelt.
Teilnahme am Kooperationsverbund
Die Kooperation mit weiterführenden Schulen und Kindergärten ist fester Bestandteil des Schulprogramms und wird speziell für Schüler- und Schülerinnen mit besonderen Begabungen in verschiedenen Kooperationsbereichen genutzt (Entdeckertage, Hospitationen, Schulformübergreifenden Lernangeboten, Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften, Einsatz von Expertenschülern, …).